Eine traumatische Wirkung haben als lebensbedrohlich erlebte Ereignisse und Situationen, die in unser biologisches Programm eingreifen. Und zwar so eingreifen, dass spätere Ereignisse und Situationen, die in irgendeiner Weise daran erinnern, von unserem Nervensystem als Gefahr interpretiert werden. Das führt dann zu einer entsprechenden biologischen Notfall-Reaktion (Kampf, Flucht, Starre), die auch unsere Empfindungen, unsere Gefühle und unser Verhalten bestimmt. Das geschieht blitzschnell und unterhalb der Bewusstseinsschwelle, so dass wir oft nichts dagegen tun können oder auch nicht wissen, was mit uns los ist.

Das biologische Notfall-Programm, das dann einsetzt, ist ein Uraltprogramm, das wir mit allen Lebewesen, z.B. auch mit Eidechsen, gemeinsam haben. Für die Eidechse ist das Programm an festgelegte Gefahrensignale gekoppelt, an auftauchende Schatten oder schnelle Bewegung in der Umgebung u.v.m. Unser Organismus nutzt zwar genau dieses Uraltprogramm, wir sind aber denkende Wesen mit Empfindungen und Gefühlen und haben ein Gehirn, das sehr lernfähig ist. Daraus ergibt sich die eigentümliche Situation, dass sich das Uraltprogramm an ganz andere Reize koppeln kann. Das ist mal mehr mal weniger sinnvoll…

Um nur ein Beispiel zu nennen, das relativ häufig in meiner Praxis vorkommt, nehmen wir eine Person, die in einem Umfeld aufgewachsen ist, in dem es extrem wichtig war, keine Fehler zu machen, sich ‚richtig‘ zu verhalten und nichts Falsches zu sagen. Sonst drohte Strafe, Liebesentzug oder Beschämung. Der Effekt kann sein, dass sich das Uraltprogramm an soziale Situationen, berufliche Herausforderungen oder einfach daran, aktiv ins Leben gehen zu wollen, koppelt. Das Gehirn interpretiert dann eine entsprechende Situation als lebensbedrohliche Gefahr und das Notfallprogramm wird ausgelöst: die Person hat Angst vor Herausforderungen, kann in so einer Situation nicht klar denken, zweifelt immer wieder, hat nicht den Mut, etwas anzufangen, fühlt sich nicht handlungsfähig usw.